Anlässlich seines 75. Geburtstags widmet die Albertina dem Künstler Gottfried Helnwein eine Ausstellung. Die monumentalen, hyperrealistischen Gemälde des österreichischen Malers wirken nicht nur wie überdimensionale Fotografien, sondern sind - zumindest zum Teil - tatsächlich Fotos oder auch Installationen mit menschlichen Modellen nachempfunden. Das macht die Werke nur umso eindrücklicher und erschreckender; denn Helnwein thematisiert in seinem Œuvre all das, was die Gesellschaft am liebsten verdrängen möchte: Gewalt und Missbrauch, Krieg und Zerstörung.
Sein zentrales Motiv ist das Kind als Inkarnation der Unschuld, aber auch der Wehrlosigkeit. Schlafende Kinder, den Übergriffen des Betrachters hilflos ausgeliefert, Mädchen, die fachkundig eine Maschinenpistole bedienen, Kinder mit blutenden Wunden und tödlichen Verletzungen. Das ist harter Tobak - für mich als Mutter kaum zu ertragen. Gleichzeitig beeindruckt die technische Perfektion der Bilder - kein anderer mir bekannter Maler überzeugt mit solcher Präzision, Detailtreue und atemberaubender Realitätsnähe.
Helnwein legt mit seinen Gemälden den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft - etwa auch, wenn er in einer Bilderserie Mickey Mouse zum Monster und Hitler zum Menschen macht, oder wenn er grinsende Mangafiguren mitten in Katastrophenszenarien platziert. Indem er uns mit den tiefsten Abgründen unserer Gesellschaft konfrontiert, zwingt uns der Künstler, uns damit auseinanderzusetzen - das ist politische Kunst in ihrer Reinform.
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