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Kulturgenuss vom Feinsten

Arthus Schnitzler at his best

Heuer besuchte ich zum ersten Mal die Sommer Rhapsodie im Gartenpalais - eine Entdeckung! Im fürstlichen Ambiente des Liechtensteinparks genoss ich eine an schauspielerischer Brillanz kaum zu überbietende szenische Lesung aus Arthur Schnitzlers Meisterstück »Anatol«. Die Website der Sommer Rhapsodie beschreibt Stück und Aufführung völlig zutreffend so:

 

»Als Archetypus des Wiener Lebemanns um die Jahrhundertwende jagt Anatol oberflächlichen Vergnügungen nach, flüchtet sich von einer Liebschaft in die nächste und empfindet dabei eine fortwährende existenzielle Langeweile. In kurzweiligen, pointierten und sehr amüsanten Dialogen zeichnet Schnitzlers Einakter-Zyklus eine aufschlussreiche Karikatur der Wiener Gesellschaft mitsamt ihrer Doppelmoral. Vor allem aber beschreibt »Anatol« ein Lebensgefühl der Dekadenz, das typisch für das Wien des Fin de Siècle war. Gerti Drassl, Michael Maertens und Daniel Keberle versetzen – humorvoll! - das Publikum mit Schnitzlers berühmter Analyse des selbstverliebten Melancholikers ganz in die Zeit der Jahrhundertwende. Dabei schaffen die schwungvollen, aber auch melancholischen Klänge von „klezmer reloaded“ einen außergewöhnlichen musikalischen Rahmen.«

 

Hinzufügen möchte ich, dass die Figur des Anatol nicht nur die Wiener Gesellschaft der Jahrhundertwende treffend widerspiegelt, sondern auch ein


erschreckend aktuelles Portrait des modernen Menschen abgibt. Der stets um Bewunderung bestrebte, nach Action lechzende, sich selbst am liebsten durch die Augen anderer betrachtende Narzisst begegnet uns täglich - zuweilen auch im Spiegel. So sorgt die tiefgründige Komödie des psychologischen Genies Schnitzler nicht nur für Unterhaltung auf höchstem Niveau, sondern auch für Momente des nachdenklichen (Wieder-)Erkennens.

 

Jedem, der die Möglichkeit hat, das Stück anzusehen, sei die Aufführung wärmstens ans Herz gelegt.

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